Freitag, 19. Juli 2024


Blumen und Waschbecken



Um vor dem Sommer und seinen mittlerweile regelmäßigen Gewitterschauern zu flüchten, eignet sich der jährliche Akademierundgang an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Die HfbK, in einem Graffiti auch liebevoll ironisch Hochschule für begüterte Kinder (teures Papier und andere Materialkosten, Ateliers usw.) betitelt, hat seit ein paar Jahren den allgemeinen Rundgang von der Schau der Absolventen getrennt, zu sehen gibt es beide Male im Jahr genügend.



Schau statt Schauer also, und für meine kleine langjährige Werkreihe "Blumen und Waschbecken" gibt es meist auch viel zu entdecken. Dieses Jahr teilweise verdurstet (die Hitze! die Aufregung!), teilwese sinnlich überwältigend (Lilien in kleinem Raum), manchmal nur durch die Brille zu sehen.



Der Jahrgang ebenso vielfältig. Begrünte Matratzen, viel Skulptur mit Plüsch, Performances und Projektionen bestimmten das Programm. Weniger Diskurs vielleicht, aber auch nichts, was mich in Brand und Feuer setzte. Blame it on my Müdigkeit, liebe Absolventen, es war schon ok.



Insbesondere vom Installationsgewerbe erwartet man ja innovatives Raumergreifen, wenn einem diese Möglickeit schon geboten wird. Hervorheben möchte ich die kleine Strickhöhle aus rosagefärbten Stoffbahnen, die wie zu einem gut durchbluteten Plazentagewächs oder dem Netz einer gemütlichen Spinne den Raum verwoben hatten. (Namen der beteiligten Künstler:innen vergessen, aber es war auch als soziale Aktion gedacht, nach dem Motto, viele Hände weben komplexe und persönliche Geschichten.) Fast wie ein Gruppenblog. Früher.



Kann es an einer Hochschule Unisex geben? Bei den Toiletten seit einigen Jahren schon, und so lernt man - eine weitere soziale Raumerfahrung - auch, was sich das jeweils andere Geschlecht dort erzählt. Meist, meiner anekdotischen, gleichwohl Mythen-brechenden Studie nach, Dinge wie "Kein Handtuch?!", "Seife gibt es hier", "Da ist ja kein Spiegel!" und "Sollen wir gleich noch unten einen Kaffee trinken?". Harmlos also.



Nach dem Regen wieder heim, wohlwollend kunstspeichergefüllt, die vielen Treppen wie ein alter Leuchtturmwärter gut weggesteckt, fünf von fünf wie meistens. Kann man immer weitermachen.

Flanieren | von kid37 um 15:05h | ein Zuspruch | Kondolieren | Link