Mittwoch, 14. Februar 2024
Heute am Tag der Herzgesundheit fand ich es an der Zeit, mir etwas Gutes ohne Augenrollen und Fremd- und Selbstgeißelung zu gönnen. Seit einiger Zeit vermisse ich ja meine Ausgabe von García Márquez' Hundert Jahre Einsamkeit, die auf bislang ungeklärte Weise abgängig ist. Wie lang schon, hundert Jahre vielleicht, ich weiß es nicht.
Nun gibt es in meiner Nachbarschaft die recht gut sortierte Bücherstube (der Ramsch geht gleich in die Filiale nebenan mit der Aufschrift "Papiercontainer") einer kleinen Kirche, die auch sonst ganz rühriges Veranstaltungsengagement hier im Viertel zeigt. Gemeinsam mit mir war ein freundlicher Herr im Raum, der eifrig und offenkundig kundig das nur grob sortierte, aber sehr preisvernünftig (meist ein, zwei Euro) ausgezeichnete Sortiment durchstöberte. Auch ich suchte eifrig, aber offenkundig unkundig umher, sah viele Volker Kutschers, neuere Sachen wie Gone Girl oder einen Kriminalroman von dieser Zaubererfrau, daneben viele alte und moderne Klassiker (von Washington bis John Irving), aber eben nicht diesen doch sicher hundertfach hin- und herverschenkten Márquez. Normalerweise bitten viele Männer und ihre dreijährigen inneren Kinder ja bei solchen Gelegenheiten nicht um Hilfe ("Kann ich selber!"), aber ich dachte, komm' ist Valentinstag, Freundlichkeit hilft heute weiter. Und tatsächlich war der von mir angesprochene Mitstöberer sofort im Bilde und wies daher beinahe wortlos auf einen Kasten quasi zu meinen Füßen, dortselbst seit hundert Jahren das gesuchte Buch auf Käufer wartete. Gibt es denn so was!
So was gibt es, sogar mit freundlicher Widmung, vielleicht zum Valentinstag, ein paar Zeilen mit "Topf" und "Deckel" an eine Person mit männlichem Vornamen, die/der sich jetzt aber mal schämen darf (nicht nur an diesem Tag). War doch 2005 sicher lieb gemeint! Jetzt sind - ebenfalls offenbar - wohl Betten und Bücher getrennt und auf den lieben S. warten, wenn er Pech hat, na?, genau, hundert Jahre EINSAMKEIT! (Letzter Narrhalla-Marsch, jetzt aber Aschermittwoch.)
Bei den DVDs wie meistens weder irgendwas von Lanthimos oder Kurosawa oder Bergman, dafür aber viel Romantika mit Hugh Grant oder was von Garry Marshall wie Valentinstag, in dem jeder mitspielt, nur nicht Hugh Grant. Da hätte heute aber manch einer ein schönes Mitbringsel gefunden! Nun bleibt es bei Tulpen von der Tanke. Ich fand hingegen beim Rausgehen im CD-Stapel Rosen aus Athen - die damals sehr wohlwollend aufgenommene Veröffentlichung von Nana Mouskouris musikalischem Ausflug nach New York (das ist eine große Stadt in den USA). Die Sängerin, die man hier nur im Schallplattenfach "Schlager" findet, war ja in ihrer Musikkarriere sehr versatil und eben zunächst eine Jazzerin. Produziert von Quincy Jones nahm sie 1962 eine Reihe von Jazz-Standards auf, darunter Titel wie "Love Me Or Leave Me", "Hold Me, Thrill Me, Kiss Me" oder "Smoke Gets In Your Eyes". Nur "My Funny Valentine", das fehlt.
>>> Geräusch des Tages: Nana Mouskouri, I Get A Kick Out Of You