Donnerstag, 10. November 2022
Neulich gab es ein bißchen was zu feiern, wenn auch nicht zu wild, man muß sich das heutzutage auch bei milden Temperaturen gut einteilen. Denn nur Tage danach kroch gleich schon wieder nässende Herbstkälte durch die Ritzen, es wird ungemütlich unter den Dächern von Hamburg. Die Blume am Fenster nahm es gleich krumm, machte auf Jahresendzeit und rollte die Blätter ein. Ich selbst holte schweigend für die Abende die Wärmflasche aus ihrem Sommerquartier.
Muß jetzt leider ein Auto kaufen, um statt Wackeldackel meinen brandneuen Wackelhummer auf der Hutablage platzieren zu können. Ein Hummer für den Hummer vielleicht. Gleich fiel mir wieder die herzzerreißende Anekdote ein, wie ich eines Tages nach Hamburg zog mit einer Freundin, die einen riesigen Hummer besaß, der auf der Hutablage ihres nicht so riesigen Autos lag. Das fand ich damals toll - ein Auto mit Hummer, so als wäre es eine fahrende Reuse aus einem Staat in New England.
Als mein zerbeulter Koffer gepackt, der Wintermantel mit dem großen Loch in der linken Tasche bereit war und die Reise in den Norden beginnen sollte, schlug mir ein Geständnis fast den filzigen Hut vom Kopf: Der Hummer sei verschenkt worden, er brauche viel Platz und das Leben beginne nun neu. Ich spare die Geschichte von heimlich vergossenen Tränen und vielen stummen Warum?s und kann nun sagen, Zeiten und Dinge ändern sich. Ich bin nun älter, der Hummer ist kleiner, aber manches kommt eben wieder, Kummer und Hummer schwimmen oben, manche Lücke wird gefüllt und mancher Schmerz gestillt.
Manch Multimilliardär aus dem Silicon Valley hätte es da prinzipiell leichter. Er (oder sie) könnte sich eine Hummerfarm kaufen, durch einen kommunikativen Fehler (so meine Vermutung, die meisten Missverständnisse und auch Blutfehden beginnen so) wurde es jüngst aber für einen dieser Multitechnmogule ein Vogelkäfig, in den für 44 Milliarden US-Dollar ein Waschbecken eingebaut wurde. Auch das hätte ich günstiger gemacht und sicher auch schöner, denn wenn ich eines kann im Leben, dann ist es eine Silikonfuge mit dem Spüli-Finger glatt abzuziehen.
Zur Freude des neuen Besitzers hätte ich noch einen Wackelhummer auf der Mischbatterie platziert. Einen Lobster namens Elon.
>>> Geräusch des Tages: The B-52's, Rock Lobster