Mittwoch, 3. August 2022


Werkstatttagebuch / Traummaschine II



Wichtig ist ja immer auch der Feldversuch. Der Moment, wenn das Kunstwerk wie eine Raupe aus dem Kokon der Werkstatt schlüpft und die Umwelt erkundet. In diesem Fall war dies im Rahmen einer kulturintervenistischen Aktion ein Stück Brachland inmitten der Großstadt, Oase zwar nicht für Insekten (gab kaum welche), aber Gedanken. Wir sehen hier in einer ortsspezifischen Installation den Prototypen (daher noch nicht ausbalanciert, was natürlich die ersten Traumergebnisse verfälschen wird) mit seiner Trichterfalle, in der die von den Röhren gebündelten Erinnerungsstrahlen (ein zuvor genutztes Brachland eigent sich daher gut für erste Experimente) gesammelt werden. Eine Art Field recording für Spiritisten.

Sollten die Ergebnisse befriedigend ausfallen (ich habe mich noch nicht getraut, den Fangkasten zu öffnen, hielt aber bereits ein Stethoskop daran), werde ich die Installation auf einem Friedhof erneut aufstellen. Im Ergebnis sollten die dort viel stärker vorhandenen Erinnerungsstrahlen ("memory beams") zu einer größeren Ausbeute führen. Dann folgt auch der Test der Wiedergabefähigkeit, bei der ein exakt ausgependelter, an einem menschlichen Haar befestigter spitzer Bleistift über einem Blatt Papier schwingen wird und Bilder skizziert, die als "Träume der Toten" zu betrachten sind.

In Traummaschine III werden wiederum kleine Lautsprecher in die Röhren platziert werden, die aus dem Gerät heraus (ex ovo) den Gesang ausgestorbener Vogelarten in das von Nutzen und Gebrauch befreite Brachland abstrahlen werden. Eine Reflektion über Vergänglichkeit im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit am Ende des Erdzeitalters, das wir kannten.