Mittwoch, 12. Juni 2019


Rostmotte



Neulich fand ich auf meinen Wanderungen durch die zerlebte Stadt auf der Straße dieses Artefakt. Eine verrostete Motte, wie ich bald erkannte. Ab und an findet man noch solche zu Schlacke erstarrten Insekten aus der Zeit vor der großen Krise. Heute als totemistische Symbole verehrt, eine Erinnerung an von Arten belebtere Zeiten. Ich werde es als Reliquie für den Kult der großen Motte aufbewahren, einmal im Jahr wird sie aus ihrem Behältnis geholt und der Gemeinde gezeigt werden.

In knapp zwei Wochen ist Sonnenwende, dann werden die Tage wieder kürzer. Können sich die Regierungen im verdorrten Europa auch nicht auf eine Zeitumstellung einigen, so tickt sie doch bereits wieder schneller. Ich esse verstärkt Frühlingszwiebeln, um das Altern abzubremsen. Karotten und Sesam. Frühlingszwiebeln, Karotten und Sesam sollen mich mottenstark machen, dazu Eisenpräparate, damit ich ein Nachleben als Rostartefakt haben kann. Heimlich halte ich die Rostmotte fest in der Hand, meine, eine Krafte in ihr zu spüren und denke, schön, wenn etwas Bestand hat.

>>> Geräusch des Tages: The Sound, I Can't Escape Myself