Sonntag, 7. Februar 2016
Hier und da, das wird einige jetzt nicht sonderlich überraschen, bin ich ja so richtig doof. Also nicht, wenn es um Dinge wie kalte Fusion, dekompressive Kraniotomie oder anlaßlose Religionsstiftung geht. Soziale Problemstellungen aus dem zwischenmenschlichen Bereich aber, die über einfache Transaktionen an der Supermarktkasse hinausgehen (steuerlich betrachtet also eine simple Einnahmen/Ausgaben-Überschußrechnung, Anlage EAÜ), verstünde selbst ein Dr. Dr. Sheldon Cooper besser als ich.
Da ich selbst wiederum ein gutes und sogar immer mal wieder ungebrochenes Verhältnis zu mir selber habe, nenne ich es lieber nachsichtig naiv, so als könne man das Problem dadurch lösen, striche ich mir selbst liebevoll übers Haar und kniffe mir kurz in die Wange dabei. Die Tage, als ich den Haushalt mehr und mehr auf LED-Leuchten im "Glühbirnen"-Look (es gibt sogar nostalgische Edisonlampen in LED-Technik für die Industrial-chic-Fans unter uns) umstellte - eine banale Beschäftigung sicherlich in Zeiten, in denen Fußballvereine um ihre Klassenzugehörigkeit bangen müssen - ging mir ganz buchstäblich ein Licht auf, das mir die eigene Blödheit an die wenigen freien Wände hier im Haus projizierte. [Aufbl. schallendes Gelächter aus der Konserve] "Denn siehe: Erst bist du verblendet, dann blendet dich das Licht der Erkenntnis." [1. Vers, 17]
Die Ursache ist im Spiegel rasch erkannt. Vor einiger Zeit ging eines meiner geheimen Geheimexperimente fürchterlich schief, und ich habe seither den Eindruck als mieden mich die Menschen. Sie erfinden Ausreden, das spüre ich deutlich, ohne einen meiner Fühler genau in die Wunde legen zu können. Sie haben plötzlich Termine, beim Arzt, beim Steuerberater oder zur Ummeldung beim Ortsamt. Manchmal begreife ich es auch nicht gleich, sondern erst Monate später, wenn plötzlich wie aus den offenbar zeitelastischen Kalendern anderer Leute Erkenntnisse und Zusammenhänge schlüpfen, einem Insektenkokon gleich, aus dem dann doch kein Schmetterling wird. Das soll aber auch ein Fliegenhirn verstehen, denke ich. Das ist doch viel zu komplex, auf eine ungesunde, hirnzellenmarternde Weise. Wenn ich wenigstens Flügel hätte, aber nein, wie mit Honig verklebten Gliedern torkel ich mühsam durch endlose, leere Räume, durch die LED-weiß erleuchteten Gänge eines mitleidlosen Finanzamts und vorbei an wehenden Vorhängen. Ausgestoßen! Wie heißt es im Lied: "Ninety-six tears in ninety-six eyes." Ein Fiebertraum im Kabinett des Dr. Kid!
Jetzt also Warten auf den Aschermittwoch, danach Fastenzeit, bloß um später wie frisch entgiftet, schlackebefreit und auch endlich mal geduscht den Frühling zu neuen Experimenten im Geheimlabor unterm Maibaum zu begrüßen. Ach, nicht mehr Fliege - Dodo Vogel will ich sein!
>>> Geräusch des Tages: The Cramps, Human Fly