Sonntag, 9. Dezember 2012


Dann

Himmel! Es gibt ja ganz viele Pronoseiten im Internet! So. Was war los. Erst war ich adrett gekleidet mit noch adretter gekleideten Damen los. Es ist ja die Zeit der Weihnachts- und Besinnungsfeiern.



Dann mußte ich im Fernsehen eine Wir-bekochen-uns-gegenseitig-Sendung schauen, in der Deutschlands berühmteste Kürschner Makler und Luxusmakler auftischten. Frau G. kann nicht kochen, aber da hatte ich schon so einen Anfangsverdacht.

Dann wurde ich von ganz vielen Menschen via Twitter gegrüßt. Da ich aber kein Twitter habe, wurde mit das mündlich übermittelt. Und ich bedanke mich jetzt per Blog. Danke. Wenn das nicht crossmedial ist!

Dann mußte ich gerichtlich mitfiebern. Aber es ist jetzt wohl offiziell: Stefanie Hertel und Stefan Mross sind geschieden. Jetzt bläst er wieder selbst. Bitte keine Kalauer in den Kommentaren!

Dann habe ich Wittgenstein gelesen. Und auch Spinoza. (aus meinem Buch: Herr Kid auf dem Weg in die A-List)

Dann war ich nicht ganz bei Sinnen und wagte mich am Samstag ohne wirklich verifizierbaren Bekleidungsnotstand (man trägt aber wirklich wieder Leibwäsche) in die Innenstadt. Dort war es voll. Dort war es sehr voll. Dort war es völlig über alle Maßen voll.

Dann war ich in einem Geschäft. Ein Schal (möglicherweise auch Shawl) erregte meine Aufmerksamkeit wg. konservativem Muster für 37plusjährige. Erst faßte sich der Schal gut an, dann faßte ich das Preisschild an. 379,- Euro. Ich meine, da muß eine Großmutter lange für stricken. Einen Schal beispielsweise. Aber wenn es, global betrachtet, für den Weltfrieden gut ist. Oder für die sexuelle Ausgeglichenheit. Dann sage ich doch, jedermann ein, zwei Schals für 379.- Euro. Das ist es wert.

Dann war in der U-Bahn einer dieser Kulturkreisbeschimpfer. Handy am Ohr, Ich-schwör!-Gespräch. Oder eher ein gebrüllter Monolog. Viel "ich schlag die" oder auch "ich schlag die tot", dann eskalierte Fetzen wie "deine Tochter", "hat 'nen Freund", "die fickt rum" gefolgt von "Was habt ihr bloß für eine Kultur?" und (mittlerweile gebrüllt) "Ich fick alle! Ich fick deine Mutter!" So etwas muß man mitunter mithören, wenn in der U-Bahn das Mobiltelefon gezückt wird. Andererseits, wenn es, global betrachtet, für den Weltfrieden gut ist. Oder für die sexuelle Ausgeglichenheit. Dann sage ich doch, jedermann ein, zwei Smartphones. Gibt ja brauchbare schon für 379,- Euro. Das ist es wert.

Dann schneite es.

Dann war nichts mehr. Bücher blättern, Filme betrachten, Heizung warmdenken.