Montag, 19. April 2010


SamSon




Ach, die Tage fliegen dahin, mit ihr die Zeit (ticktock), die Zeit, die Zeit, die liebe Zeit. Wimmernde Problemfelder in 3D, die rufen "Erledige mich!", quietschende Scharniere, zerschundene Füße, Papierstapel und Zahlenfelder. Dazu: der Haushalt. Aber Freunde, Tür auf, Schwall Essig rein, Kühlschrank sauber - so geht das nicht. Die Dinge wollen beim Grundsätzlichen gepackt, entdarmt und ausgewaidet werden, die Farbe schön runtergeputzt, bis aufs nackte Holz. Überhaupt muß man viel mehr nackt sein, aber bitte nicht erst, wenn man durch die Wälder streift. Nachts sieht man nur Schiffe und Lichter und Hoffnung, aber tagsüber - die Räder singen schon wieder über dem Asphalt, tragen bis in den kondensfreien Himmel - verschlug es mich in die Naturschutz- und -freundegebiete mitten in FKK-Winkel, ich meine, ich weiß ja von nichts, ich kann das ja nicht ahnen. Ich habe Dinge gesehen, Dinge, sage ich, man möchte darüber keinen Bericht. Männer in Sandalen, bleiche Haut, intime Schlenkerkultur und die Zeiger auf halb acht.

Das hätte man mal dem Besuch aus der großen Stadt vorführen können, aber die rufen immer "Schiffe sehen, Schiffe sehen", während ich dann zaghaft sage, hier, schaut, Graffiti an kaputten Wänden, wir haben auch Großstadtflair! Mit humpelndem Fuß einen auf tapfer gemacht, zuviel erzählt und zu wenig gefragt, man kommt ja aber sonst auch nicht raus. Natur also, wenn schon die Flugzeuge nicht gehen und meine Packstation auch nicht, die Technik also kapituliert vor dem staubigen Bäuerchen eines isländischen Vulkans. Ohne Zwang macht hier ja niemand eine Pause.