Mittwoch, 7. April 2010


Mit Rost wohnen



Abends flüchte ich müde in mein kleines Haus. Eine Denkkuppel, sage ich scherzhaft, ein schneller Brüter für Aliengelege, eine Fluchtkapsel ins Weltall, für den Tag der eigenen Himmelfahrt. Eine Kleingartenlaube spotten andere, die nichts wissen von den unterirdischen Verzweigungen, den Stollen und Schächten, die hinab in die Erde führen, sich wie ein Ameisennest in die Tiefe bohren zu geheimen Labors und verwinkelten Kammern. Ein Traum wäre es andererseits, in diesen Türmen zu wohnen, hoch über den Wellen und fern jeden Gestades, das monotone Klongklongklong der rostigen Platten, ihr Ächzen im Wind als einziger Singsang. In der Schule schnitt ich immer die Anzeigen aus, die eine Arbeit offerierten auf den Ölplattformen draußen vor der Küste, wahrer Lohn für wahre Arbeit. In drei Monaten hätte ich ein Jahresgehalt verdient. Bis mir einer sagte, man brauche dort Kerle für die Sechszehnstundenschichten, kräftige Männer, die schwere Zangen halten konnten und keine Dichter mit Füllfederhaltern. Enttäuschung.