Die Zeit fegt alles weg

Als Frau Gaga neulich in alten Tagebüchern kramte, dachte ich erst noch keck, ach, das kannst du doch auch mal machen. Doch heute belehrte mich ein kurzer Blick und zunehmend mißmutiger werdendes Blättern eines besseren.

Das ist ja alles indiskutabel. Oder aus anderen Gründen nicht zitierfähig. Nur selten gab es Perlen wie:
Sie bemüht sich, nett zu sein. Du bemühst dich, nett zu sein. Und hinterher fühlst du dich zum Kotzen.


Schön auch ein Eintrag von 1986: Alles ist aus. S. hat einen neuen Freund. Ende. Melodramatische Pause, zwei leere Blätter. Dann der nächste Eintrag:
Aldi hat Wein im Angebot für 1,59 DM.

Morgen wird das alles verbrannt.

Homestory | 00:10h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
maz - Dienstag, 22. November 2005, 00:40
Durch Deinen Beitrag animiert, griff ich zu einem meiner alten Tagebücher, und mein Blick fiel dort auf die unglaublich originelle Feststellung:
"Jede Kuh kalbt."
Tja.

Morgen wird das alles verbrannt.

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gaga - Dienstag, 22. November 2005, 00:52
blödsinn. das wird nicht verbrannt.
(und wer hat schon lust, so ein großes feuer anzumelden)
zuguterletzt: man muß auch an spätere generationen denken.

p.s. drogeriemarkt rossmann hat neuerdings trinkbares im angebot:
black syrah 2004. erstaunlich. billig.

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kid37 - Dienstag, 22. November 2005, 12:49
Sieh an. Ich dachte, das einzig Trinkbare dort sei der Franzbrandwein.

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bartleby - Dienstag, 22. November 2005, 09:58
Na, da haben wir wohl am gestrigen Abend beide gestöbert. Prinzipiell teile ich Ihre Ansicht & habe auch schon eine rauhe Menge an Schreibung dem Feuer übergeben ... nur bei & an meinen Myriaden von Briefen blieb ich hängen ... damit habe ich's (gestern auf meiner Seite) versucht. Diese Nacht schreckte ich aus dem Traum, erinnerte mich des Tagesrestes ... ?! - ... & unschöne Schämung war in mir - Schlaf raubend! Ob ich doch? ...?

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kid37 - Dienstag, 22. November 2005, 12:47
Briefe bewahre ich natürlich; also die der anderen. Aber das eigene Gestammel in solchen Büchern ist mir unerträglich. Das ist noch schlimmer als das Gejammer hier. Für so einen Typen, der mir da aus zwanzig Jahre alten Eintragungen entgegenstarrt, hätte ich heute keine Geduld mehr.

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l9 - Dienstag, 22. November 2005, 14:14
Nein, nicht verbrennen! Ausserdem ist der Koffer sehr romantisch und die Hefte sehr gepflegt. Und es gibt bestimmt noch mehr Perlen. Verbrennen wäre wirklich schade. Ich machs ja auch nicht, obwohl ich meine Bücher SOFORT wieder zugemacht habe und verpackt und vergraben. *Flüsternd* Gibt auch bereits einen Cartoon dazu, der kommt allerdings erst morgen.

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kid37 - Dienstag, 22. November 2005, 14:31
Ich gebe denen noch mal zehn Jahre, habe ich jetzt beschlossen. Vielleicht bin ich dann gnädiger mit dem jungen Mann.

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l9 - Mittwoch, 23. November 2005, 10:24
10 Jahre gebe ich den meinigen auch - in der Hoffnung auf Altersmilde.

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gaga - Mittwoch, 23. November 2005, 19:49
(kopiere kommentar bei lisa weil gerade passend)

in dem punkt ist großzügigkeit das gebot der stunde. sich selbst in einem altersgemäßen kontext zu sehen. niemand würde von einem anderen literarischen höhenflug oder beeindruckende reife in jugendlichen entwicklungsphasen erwarten, warum auch. mich rührt, die naivität wiederzuerkennen und die träume, und im rückblick zu erkennen, was daraus geworden ist. was geblieben ist, was sich erfüllt hat. welche perspektiven sich geändert haben. wir müssen niemanden mit unserem alten ich beeindrucken. niemand muß das. man muß dem jungen menschen verzeihen, der man war.

ich erinnere, als sehr junges mädchen, ja noch kind, unglaublich gerne im tagebuch meiner mutter gelesen zu haben, das sie als jugendliche geschrieben hatte. ich tat es heimlich, mit etwas schlechtem gewissen, aber nichts schien mir spannender, als etwas über diese junge frau in erfahrung zu bringen, die ich nicht kannte. hätte ich kinder, würde ich meine bücher gerade für sie bewahren. es sind wurzeln und es sind zeitdokumente. kostbar, alleine deshalb.

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kid37 - Mittwoch, 23. November 2005, 20:38
Es soll ja Leute geben, die regelmäßig in ihren alten Tagebüchern lesen. Entweder sind die hartgesotten oder die alten Einträge von beachtlicher Qualität. Das Tagebuch Georg Heyms ist z.B. sehr, äh, lebendig, häufig auch jugendlich naiv - aber lange nicht so schlimm wie meins. (Eines konnte ich gar nicht öffnen, alle Seiten vom Pathos verklebt.) Ich glaube nicht, daß Kinder das lesen könnten, ohne einen Entwicklungsschaden davonzutragen.

Interessanter fand ich da schon die Zeichnungen darin oder die Fundstücke - eingeklebte Haare vergangener Lieben beispielsweise. Letzten Endes merkt man in meinem Fall, daß ich viel zu wenig in der äußeren Welt und viel zu sehr in meiner inneren Welt unterwegs war. Shudder to think.

Wenn ich also noch mal einen onkelhaften Rat an jüngere Mitleser richten darf: Geht raus! Geht ganz weit weg! Haut ab! Reist um die Welt!
Aber ruft Eure Mütter an! (Ab und an, wenigstens.)

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gaga - Mittwoch, 23. November 2005, 21:03
es kann ein befreiungsschlag sein, dem inneren lehrer (archetyp vater) der jede lebensregung benotet, bewertet und züchtigt, den laufpass zu geben. sehr. ich bin in einem raster von ungeheurem (gefühlten und z. t. auch vorhandenem) leistungsdruck aufgewachsen. anschauen, aus der ferne betrachten, transzendieren. das geht nie ganz weg, aber man kann gute fortschritte machen. fort davon. die innere welt zu bereisen ist nicht höher oder geringer wertig. aber ich gebe zu, realer tapetenwechsel schafft oft unverhofften ernergie-austausch, zuwachs. man sollte das nicht unterschätzen. was stärker gelebt wird, ist eine frage der grundstimmung und jeweiligen lebensphase.

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sonrisa - Dienstag, 22. November 2005, 14:19
Ich verbrenne >alles< periodisch. Deinem Konzept des alles aufbewahrens und jagen und sammelns hab ich abgeschworen. Man lebt nur noch mit und in diesen Dingen, mir hat es nicht geholfen. Und so selektive Rückblicke wie hier jetzt, die sind bequem. Schreib, was du geschrieben hast, so wie du damals warst, aber such doch jetzt, so wie du heute bist, nicht nach "Perlen".

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kid37 - Dienstag, 22. November 2005, 14:30
Mir ist das Konzept, bewußt unbequem leben zu wollen, nicht ganz einleuchtend. Leiden als Haltung - ok, da treffen Sie den Katholiken in mir. Schmerz und Pein, fein. Aber als guter Landmann sortiere ich die Ernte aus: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Ich horte und bewahre eben nicht alles wahllos auf; die Auswahl machen Kunst und Sammlung ja erst aus und umzeichnen den, der es tut.

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wise.up - Dienstag, 22. November 2005, 15:39
Nebenan las ich gestern das Henry Miller Zitat: "Es ist unnötig zu leiden, aber man muss gelitten haben, um das zu verstehen."
Finde ich hier gerade auch wieder passend. Manch einer ist vielleicht noch nicht ganz unten angekommen. Braucht ja fast jeder Mal.

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lady.death1 - Dienstag, 22. November 2005, 16:15
das waren noch Zeiten ..
als es bei Aldi noch Wein für 1.59 gab :)
und man den Liebeskummer darin zu ertränken versuchte :)

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sonrisa - Dienstag, 22. November 2005, 16:38
@kid:
"Konzept, bewußt unbequem leben zu wollen" ... Worauf beziehst du dich da?

"die Auswahl machen Kunst und Sammlung ja erst aus und umzeichnen den, der es tut"
Das, was er dabei verdrängt oder nicht mehr wahrhaben will, genauso. Wenn nicht sogar viel mehr.

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kid37 - Dienstag, 22. November 2005, 18:08
Ich beziehe mich auf Ihre Aussage "Und so selektive Rückblicke wie hier jetzt, die sind bequem."

Selektiv ist doch alles und ständig. Oder meinen Sie, hier kommt aktuell alles ungefiltert rein? Was meinen Sie, was hier täglich links und rechts über den Tisch fällt. Für mich gibt es einen Unterschied zwischen einem privaten Tagebuch und einem öffentlichen Blog. Die Kontrolle darüber lasse ich mir ungern aus der Hand reden - auch wenn das hier und da versucht wurde.

Natürlich kann es erhellend sein, todesmutig die eigenen vollgepullerten Unterhosen zu betrachten. Vielleicht hilft es der Selbsterkenntnis. Aber ausstellen? In der bildenden Kunst ist so was immer mal wieder ein Thema, in der Literatur, z.B. bei den Confessionals wie Anne Sexton oder Sylvia Plath, auch. Oft interessant, öfter aber nicht.

Die "Wahrheit" jedenfalls wird man auch dort nicht finden. Mit diesem Begriff kann ich sowieso mit zunehmenden Alter zunehmend weniger anfangen. Es gibt wohl kaum etwas so subjektives wie "Wahrheit". Sie ist irgendwo da draußen, das immerhin weiß ich.

Wenn Sie einen anderen Weg gehen, finde ich das natürlich hochinteressant. Eine grundsätzliche Handlungsanweisung für andere würde ich aus solchen Konzepten nicht ableiten.

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kid37 - Dienstag, 22. November 2005, 18:10
@Sonrisa: Nebenbei, haben Sie überhaupt schon zwanzig Jahre alte Tagebücher?

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bartleby - Dienstag, 22. November 2005, 19:54
Wahrheit? "Vorausgesetzt, daß die Wahrheit ein Weib ist - " Liegt's vielleicht daran, dass man(n) im Alter zunehmend weiniger mit ihr anfangen kann? Bei mir ruht sie ein wenig versteckt vitrinös - heraus hole ich sie nur an besonders lichten Tagen, jedoch nie ohne Rumor & Unbehagen. ... & ich bereut' es bisher immer!! Denn ich nehm' sie 'ran wie Nietzsche sie nahm: "Auf die Plätze, fertich ... LUES!"

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sonrisa - Dienstag, 22. November 2005, 20:44
@kid: Du rutscht etwas arg ins Extrem, zwischen Perlen und vollgepullerten Unterhosen wird sich doch bei dir noch was auftun lassen. Ansonsten muss es nicht gleich um Wege und Konzepte gehen, nur weil ich was "bequem" finde. Über Wahrheit hab ich auch nix groß gesagt, ich sprach von wahrhaben wollen und dass es viel über einen Menschen sagt, was er nicht sagt bzw. selbst nicht haben mag. Zur Wahrheit selbst: Iss aber schon klar, dass wer von einem subjektiven Wahrheitsbegriff ausgeht, dort auch endet. Wahrheit selbst ist bestimmt nicht subjektiv, außer man verwechselt das gewöhnliche Bla Bla darüber mit dem Begriff und seiner Theorie.

Zum Nebenbei, ich bin nie über 3 Monate hinausgekommen, was Tagebücher betrifft. Aber da stand nix drin, was ich nicht auch so von mir gebe. Daher fehlt mir wohl auch der Sinn für deine besondere Vorsicht. Wüsste jetzt auch nicht, was das für eine Weihe sein sollte, die zu haben, also die 20 Jahre alten Tagebücher. Darf man erst dann mitreden?

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kid37 - Dienstag, 22. November 2005, 21:09
Was ist eigentlich das Thema?
Bei mir gibt es jede Menge Extreme, das ist doch abern icht neu, nicht einmal in diesem Blog. Aber: Was zwischen diesen Extremen und in meinen Tagebüchern liegt, geht doch nur mich was an und ebenso, wieviel davon zu veröffentlichen ich bereit bin. Was zum Henker hat das mit "Wahrhaftigkeit" zu tun? Wie oben gesagt:

Für mich gibt es einen Unterschied zwischen einem privaten Tagebuch und einem öffentlichen Blog. Die Kontrolle darüber lasse ich mir ungern aus der Hand reden - auch wenn das hier und da versucht wurde.

Natürlich "sagt es viel" über einen Menschen, was er sagt - und was er nicht sagt. Das ist doch aber eine banale Binse, Herr Sonrisa. Was habe ich denn oben geschrieben? Überall wird selektiert. Und Ihre Haltung ist letzten Endes auch eine Pose, eine Haltung - die authentisch sein mag oder auch nicht. Ich kann nicht beurteilen, was "Sonrisa" wählt und wägt und für veröffentlichenswert hält.
Verwechseln Sie etwa "Herrn Kid" mit der Person, die hier das Paßwort kennt?

Die Metapher der vollgepullerten Unterhose besagt auch nur, daß ich der Meinung bin, daß es ein wahrhaftiger Dienst ist, wenn man gelernt hat, sich zurückzuhalten, zu selektieren. Sphinkter-Kontrolle ist eben eine soziale Errungenschaft. Das gilt auch fürs Schreiben oder sich entäußern allgemein.

Das Interessante ist doch nicht, was ich heute herausrotze, das ist doch langwelig. Interessant ist die Bewertung, die Re-Vision und Neu-Betrachtung seiner selbst nach einer gewissen Zeit. Daher meine Frage. Wenn Ihnen die Erfahrung solcher Selbst-Begegnungen nach langer Zeit fehlt, können Sie natürlich dennoch mitreden. Aber Sie werden einräumen müssen, daß Sie hier einer Theorie nachgehen.
Die sinnliche Erfahrung, von denen hier mittlerweile auch andere berichtet haben, haben Sie (noch) nicht gemacht.

Und das Wissen um diesen bestimmten Mangel gehört zu einer wahrhaftigen Betrachtung des Herrn Sonrisa dazu, da werden Sie mir beipflichten.

Lassen Sie Ihre Bücher mal liegen. Es geht nicht darum, ob da Geheimnisse drinstehen. Es geht darum, wie Sie Ihre Gedanken formulieren, sich selbst und die Welt betrachten und welche Schlüsse Sie ziehen. Lesen Sie in zehn, zwanzig Jahren diese Aufzeichnungen und berichten Sie. Bitte.

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sonrisa - Dienstag, 22. November 2005, 22:03
"Was ist eigentlich das Thema?"

Jedenfalls nicht dein putziges Herumgetolle da.

Du hast einen Bogen aufgespannt, schon der war seltsam, schließlich ging es um Tagebücher und nicht um Kunst oder sonstwas. Zu den Tagebüchern sagte ich, dass ich gerade die Perlen uninteressant bzw. bequem finde, einfach weil jeder Affe nach solchen witzigen Sprüchlein kramt. Du hast mit deinem Bogen die Extreme gelassen, von denen mich das dazwischen interessiert. Ansonsten bin ich bloß auf Dinge eingegangen, die du ins Spiel gebracht hast, kein Grund die Schenkel klappern zu lassen.

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kid37 - Mittwoch, 23. November 2005, 01:52
Manchmal frage ich mich, wie es wohl dem Raum so erginge, bei der Vorstellung, man sperrte uns beide in einen ebensolchen. Nicht für zwanzig Jahre vielleicht, aber doch für eine gewisse Zeit.

Manchmal möchte ich auch denken, es seien nur Kommunikationsprobleme zwischen uns beiden. Aber dann sehe ich, daß hier eigentlich jeder versteht, was gemeint ist. Nur Sie, Sie müssen eine Rosinante namens hehre Theorie gegen Windmühlen reiten.

Mein alter Professor riet mir immer angesichts meiner vielen Ideen: "Machen Sie! Machen Sie! Machen Sie!"
Erlauben Sie mir, Ihnen diesen Rat weiterzureichen. Machen Sie! Seien Sie wahrhaftig, plündern Sie Ihre Tagebücher, lassen Sie die Hosen runter - aber um Himmels willen: Lernen Sie endlich genauer zu lesen. Oder wenigstens mit weniger Blut in den Augen.

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sonrisa - Mittwoch, 23. November 2005, 13:57
Übst du sowas vor dem Spiegel daheim? Diese Dramaturgie ist beeindruckend.

Manchmal frage ich mich

Manchmal möchte ich

Aber dann sehe ich

Nur Sie, Sie müssen

Mein alter Professor riet

"Machen Sie! Machen Sie! Machen Sie!"

Lernen Sie

Du bist echt die Inkarnation des Blogonkels. Sage meinen Dank für dieses wundervolle Schauspiel!

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kid37 - Mittwoch, 23. November 2005, 14:11
Sie kommen daher wie ein Möchtergern-Poser, den ich zum Essen lud. Dann stellen Sie naseweis fest, was auf dem Tisch steht, finden das "bezeichnend" - und mokieren sich darüber, was nicht für Sie aufgefahren wurde und finden das noch "bezeichnender".

Dann wollen Sie mir vorschreiben, was ich auftischen soll und vor allem, auf welche Teller ich es zu legen habe. Was macht man mit solchen Gästen wohl?

Ich verstehe, daß sie hadern, weil Ihre Alma Mater Sie schnöde ins rauhe Leben hinausgestoßen hat. Das ist bitter, aber für Möchtegernpunks wie Sie habe ich wenig Geduld. Machen sie endlich was! Füllen Sie Ihr Blog mit wahrhaftigen, tollen Beiträgen und geistspritzenden Einfällen! Wir warten.

Ihre postpubertäre Revolte üben Sie bitte zu Hause an Ihrem Vater. Seien Sie mutig und wahrhaftig. Wählen Sie nicht andere Menschen zu Stellvertretern für Ihre Feindbilder.

In einfachen Worten: Sie nerven, Herr Sonrisa. Spielen Sie bitte woanders.

(Nachtrag: Und seien Sie so wahrhaftig, uns nicht länger Ihre sympathische Seite vorzuenthalten.)

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kid37 - Mittwoch, 23. November 2005, 14:14
Das Thema
Hier geht es um Blicke in alte Tagebücher. Wer keines hat, sollte es vielleicht einfach mal mit Dieter Nuhr halten. Vielen Dank.

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p - Mittwoch, 23. November 2005, 14:20
hossa.

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sonrisa - Mittwoch, 23. November 2005, 14:24
Aber gerne doch. Und nun tu mal nicht so, als würde ich dein Blog bespammen, nur weil ich zum dritten Mal kommentiere, bei mir hast du es mindestens ebenso häufig getan. Eine Revolte, hah hah, Feindbild, Möchtegernpunk, na klar. Lass es nur alles raus, was dich quält. Noch einmal vielen Dank und noch viel Spaß.

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kid37 - Mittwoch, 23. November 2005, 18:27
Ich halte Sie mittlerweile für einen Quartalsquerulanten, Herr Sonrisa, der alle drei, vier Monate hier auftaucht, auf die Tische steigt und mit ein bißchen Caramba Krawall macht. Ehrlich gesagt, belastet diese Suche nach Aufmerksamkeit mittlerweile ein klein wenig unsere herzliche, wenn auch fragile Bekanntschaft.

Aber nun ist es ja erstmal wieder für ein paar Monate überstanden. Da wir uns folglich dieses Jahr nicht mehr hören werden, wünsche ich Ihnen bereits jetzt eine besinnliche Vorweihnachtszeit und alles erdenklich Gute für das neue Jahr.

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marie__ - Dienstag, 22. November 2005, 17:27
Nein! Nicht verbrennen!

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kid37 - Dienstag, 22. November 2005, 18:09
Erst muß ich noch die kleinen Zeichnungen da drin rauskopieren. Und wie gesagt, ich gebe dem noch mal zehn Jahre. Vielleicht bin ich dann dem jungen Bengel gegenüber sanfter gestimmt.

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ladys smock - Dienstag, 22. November 2005, 20:18
Nach einem halben Kilo türkischem Honig- die härteste Droge, mehr als jeder Schokoriegel kann, und sei er über 70 Prozent!- und jetzt einem exzellenten Cabernet Sauvignon, 13.5%, wurde gerade entschieden nicht zur Vernissage meines Kunden zu gehen, obwohl sie im Prater Lusthaus stattfindet. Lieber eine Einzelführung für mich allein und voller Lust als allein und voller Frust.
Früher hätte ich das nicht gemacht. Hätte es das Mädel nicht gemacht.
Das heißt: ein vollkommen anderer Mensch als vor 20, 30, 10 Jahren und das gibt es schriftlich!
Ein Puzzle, das man sich selber legen kann.
Wir würden die Vergangenheit so gerne ändern. Wenn es diese verdammten Bücher nicht gäbe, die uns auf etwas festlegen, was wir jetzt nicht mehr sein wollen!
Wie schwer würden wir die Jugend verstehen, wenn wir nicht mehr genau wüssten wie wir gedacht haben, einfach tief eingegraben in unser "wir-sind-die-Welt"-Leben.
Wie gerne wäre ich anders gewesen(jetzt gedacht), aber wie gern war ich damals ich.
Sentimentalität gibt dir etwas Weiches. Du brauchst sie für dich, nicht für die anderen. Denn dort sind wir hart, weil wir stark sind- mit Wein und türkischem Honig.

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kid37 - Dienstag, 22. November 2005, 21:15
Ja, es sind verblüffende, meist irritierende Blicke in einen natürlich auch blinden Spiegel - denn man trifft ja nur die eine, verzerrte Seite, wahrscheinlich nur einen Ausschnitt der Person, die man einst war. Denn ich z.b. habe ja schon damals bereits gewählt, was ich ins Buch notierte.

Da muß man sich eine verlorene Seite dazudenken, wenn man diese alten Einträge liest. Aber die Rückschau ist dennoch kathartisch - es öffnet den Blick, erinnert. Ja, und Sie haben recht, es läßt einen besser verstehen.

(Ein halbes Kilo türkischer Honig? Das klingt... nicht übertrieben selektiv. Sicher ein wahrhaftiger Genuß ;-))

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ladys smock - Dienstag, 22. November 2005, 22:19
Ja, war haftig... Er pickt immer noch zwischen den Zähnen.
Und es stimmt: ich selektiere nicht viel. Wenn ich von etwas überzeugt bin, muss es auch meistens viel sein. Guter Geschmack ist eben ganz einfach:-)
Diese verlorenen Seiten sind auch die Bilder dazu, die man noch nicht einmal malen kann, weil sie dreidimensional sind.
Ihre Sicht der Erinnerung gefällt mir.

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leteil - Dienstag, 22. November 2005, 21:49
ich erinnere mich genau an den wein für 1,59 dm bei aldi. damals war gerade alles aus, ...

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kid37 - Mittwoch, 23. November 2005, 01:55
Ich erinnere mich leider nicht mehr genau, ob der geholfen hat. Wahrscheinlich fühlte man sich hinterher einfach nur zum Kotzen. Aber das war ja oft auch schon besser als nichts.

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frau klugscheisser - Mittwoch, 23. November 2005, 16:54
Ich habe ein 20 Jahre altes Tagebuch. Darf ich jetzt mitreden?
Irgendwie hadere ich schon seit einiger Zeit mit mir, ob ich sie wegwerfen soll oder nicht. Aktuell wieder, wegen eines bevorstehenden Umzuges. Und meist siegt dann meine nostalgische Ader. So peinlich das Geschreibsel sein mag, so war es zur damaligen Zeit von größter Bedeutung für mich. Wenn es eines Tages dazu dienen sollte, meine Kinder zu erheitern, habe ich nichts dagegen [meine persönliche Abendunterhaltung war, von meiner Oma alte Briefe meiner Mutter vorgelesen zu bekommen].

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kid37 - Mittwoch, 23. November 2005, 18:34
20 Jahre - das sind die höheren Eintrittsweihen derzeit ;-)

Bewahren Sie die mal schön auf. Auch wenn man vielleicht seine Fürsorgepflicht gegenüber Nachgeborenen beachten muß. Ab und an tut es ja bestimmt auch gut, sich in die peinlichen Niederungen seiner Selbst zu begeben. Wohl dem, der sie erkennt! Das lehrt Demut, und aus diesem Töpfchen soll man sich ja sowieso jeden Tag einen Löffel voll aufs Brot schmieren.

Doch, bewahren, erhalten und teilen ;-)

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k.tastrophe - Mittwoch, 23. November 2005, 21:07
Zurück zum Nichtthema
wünsche ich Ihnen bereits jetzt eine besinnliche Vorweihnachtszeit und alles erdenklich Gute für das neue Jahr.

Das ist genau der Ton, den ich nicht verstehe. Und anschließend kann man ja abwehrend die Hände heben wieso ich hab doch noch freundlich n frohes neues gewünscht. Johannes B. Kerner Syndrom. Fehlen eigentlich nur noch ein paar erwachsene Leute drumherum die schreiben "Vollmond?" oder "*kopfschüttel*". Dann passt es wieder, der Kreis schliesst sich und Gott gähnt in sein Ärmelloch. 'Alter, verzieh dich', gut meinetwegen auch dein 'sie nerven' wäre doch ausreichend gewesen. Oder geht dein Blogruf flöten wenn du mal deutlicher wirst oder Dinge einfach stehen lässt? Mein Ziel ist es, noch IIImal um die innere und Imal um die äußere Welt zu reisen es mir bis Weihnachten mit ALLEN verscherzt zu haben. Dann kann man neu anfangen. Aber ich hab ja eh immer so komische Ziele. Jedenfalls, damalshochTM (=vor noch einem Jahr) hast du teilweise noch anders geschrieben und kommentiert. Oder auch nicht kommentiert. Das soll kein Vorwurf oder Ratschlag wie du dein Blog zu führen hast (auf das Onkel & Domian-hafte steh ich inzwischen fast ;-)), sein. Lauf der Dinge eben. Außerdem weiß ich, dass ich hier nicht in nem Punkforum bin, ist auch gut so. Aber mal wieder ein klein wenig mehr onetwothreefour fände ich kuhl. Schreib ich so und fass mir dabei an die eigene Nase ;>)

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kid37 - Mittwoch, 23. November 2005, 21:55
<zitternde Unterlippe> Vor einem Jahr war ich doch aber fast noch freundlicher, war ich. </zitternde Unterlippe>

Jetzt fangen Sie bitte nicht auch noch an. Ihr jungen Leute wollt immer Vorschlaghammer. Erst später beginnt man sich für Katana zu interessieren. Und, wie mein Vater immer sagt: "Freundlichkeit kostet nichts".

Ansonsten: Moooment! Nur weil ich mich neulich Ihnen gegenüber am Telefon selbst als "Domian" geziehen und dabei dreckig gelacht habe, ist das noch lange kein Grund, das nun kess gegen mich zu verwenden. Wir sprechen uns da noch. :-)

(Ich kann es leider nicht allen recht machen. Der einen zu langweilig, den anderen zu gewählt oder nicht genug, zu kryptisch, zu platt, zu albern, zu matt, zu gewaltvoll, zu schlapp... Ich denke aber, bei der hermetischen Salatplatte ist für jeden was dabei.)

Ab nächstes Jahr habe ich wieder mehr Zeit, wenn ich keinen 1-Euro-Job als Spülhilfe beginne. Dann kann ich auch wieder Hüpftanz im Blog machen.

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l9 - Sonntag, 27. November 2005, 17:52
Ach Herr Kid, sie machen das schon alles gut.

Und Frau k.tastrophe "bis Weihnachten mit allen verscherzt" das hatt ich auch mal als Ziel: Hab ich mir ne Liste gemacht - Streichfreundesliste. Danach neu angefangen, hat garnichts gebracht. Die meisten sind eh gleich. Selber bleibt mans auch irgendwie (bzw. wenn man selbst gleich bleibt, bleiben die Leute auch gleich). Aber ich glaube trotzdem, Sie ein wenig zu verstehen.

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kopfherz - Mittwoch, 23. November 2005, 23:03
haben Sie es schon getan, das verbrennen?
es hat mindestens zwei seiten.
ich tat es vor fast zwei jahren. weil ich feststellte, dass sich anscheindend gar keine entwicklung auftut.
es war mir peinlich, über die immer selben fragen zu lesen und die immer selben antworten nicht gefunden zu haben.

bereut hab ich es schon. war ja auch meine urlaubsdokumentation. nun ist sie fort. und die bilder hat alle der fotograph (überwiegend e.)

aber jetzt ist mir irgendwie leicht ums herz, wenn ich in dem tagebuch des vergangenen jahres blättere: was für interessante fragen (zwar irgendwie bekannt ...), und welche antworten mögen gefunden werden ...

zu zeiten mag ich mein schwindendes gedächtnis.

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kid37 - Freitag, 25. November 2005, 15:21
Ich glaube, es bringt nichts, wenn man zu frühzeitig die Vergangenheit aufrollt. Vielleicht erlangt man das beste Verständnis seiner selbst, wenn einem das Vergangene wirklich fremd erscheint. Wenn man sich nicht mehr gegen sich selbst verteidigen muß, sondern souverän und milde in die zerklüftete Bergwelt von damals zurückblickt.

Legen Sie die Bücher vor dem nächsten Feuer besser einfach weit weg. ;-)

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bateman - Donnerstag, 24. November 2005, 21:31
Das widerlegt somit die These, dass früher alles besser war.

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kid37 - Freitag, 25. November 2005, 15:22
Früher war weniger Hornhaut und rostige Schilde.

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gheist - Sonntag, 27. November 2005, 03:16
Der non-sequitur von "Ende." zu "Aldi" erinnert mich sehr schoen an Max Goldt. Das Sentimentale mit dem Trivialen konterkarieren und so der Melancholie entweichen.
Zum Thema verbrennen: viel zu dramatisch, Perlen brennen ohnehin nicht, das Archiv "schuetzt" ja auch vor Erinnerung: Mal d'archive.

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kid37 - Montag, 28. November 2005, 02:40
Solches Goldt zu erreichen wäre wohl Ziel zuviel. Aber schön, daß Sie die Struktur des Textes zu würdigen wissen - und auch ebenso Kraft und rechten Zeitpunkt für die Öffnung eines Archivs. Wo doch manche tun, als wäre dies ein Ort, durch den man beliebig trampeln könne.

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k.tastrophe - Montag, 28. November 2005, 20:32
Herr kid: Es mag dich erstaunen, aber ich mag Vorschlaghammer nicht besonders. Ich denk' nur manchmal: 'Meine Güte, es ist (d)ein blog - ins Gesicht und fertig.'

Frau Lisa: Vielleicht ändere ich mein Ziel noch um in "mit-fast-allen-verscherzen." Und ich finde auch, dass Herr kid seine Sache im grossen und ganzen gut macht.


(Die Frage nach dem "inwiefern gut" muss ich ja auch nicht mehr beantworten, obwohl das die zitternde Unterlippe bestimmt ein wenig beruhigen würde :-) Aber, wie ich eben sah, wird das inzwischen ja auch bereits von kompetenter Seite analysiert (vgl. bartleby: "Gaga, Klugscheißer, k'tastrophe, l9, lady.death1, marie, etc. all die, die sich schon immer am HinterSinn der kid'schen Texte erGötzt & sich damit selbst aus dem Sumpf eines LebensMutismus gezogen haben" Prima.)

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yetused - Donnerstag, 1. Dezember 2005, 05:48
Hallo, ich bin Ariadne, 20 Jahre alt und führe kein Tagebuch. °freundlich in die runde nick°

Ich habe einst mit 14 und 16 den halbherzigen Versuch gestartet mir ein Tagebuch anzulegen. Nach drei Tagen brach ich die Experimente aber jeweils ab, riss die Seiten raus und verbrannte sie. Warum? Einerseits, weil mir die Einträge tagsdrauf schon wieder peinlich waren und zweitens, weil immer Horrorszenarien mitschwebten:

Horror 1: Meine neugierigen kleinen Schwester lesen täglich mit und meine Mum findet es wöchentlich zufällig beim staubsaugen. (Kleine Schlösschen nützen nichts, da dort immer dieser Universalschlüssel dran ist, den jedes Kind in zweifacher Ausführung hat)

Horror 2: Ich sterbe verfrüht (Auftragskiller, dramatischer Unfall, Suizid) und die Kripo/ Versicherung/ Familie liest mein halbherzig geführtes Tagebuch und deutet zu viel in die Worte. ("Sie fühlte sich schon immer verfolgt"/ "Sie hat ihre Beitragszahlungen nicht regelmäßig gezahlt"/ "Du hast sie missbraucht, du Schwein!")

Horror 3: Ich werde einmal berühmt und meine Jugenddelirien landen in täglichen Auszügen in der Presse.

Ja, ich traue es mich einfach nicht.

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kid37 - Donnerstag, 1. Dezember 2005, 10:52
Manche Dinge gar nicht erst anzufangen, erspart einem später viel Kummer. Andererseits: Durch manche Erfahrungen sollte man vielleicht gelegentlich durch. Sich einfach mal bloßstellen lassen (wie es Bloggern alle Nase lang passiert). Das hält ja auch frisch bis zu einem gewissen Grad. Und dann die Heimlichkeit, der Prickel der Gefahr! Aber ich will Sie in nichts hineindrängen. nachher heißt es wieder, aber Herr Kid hat doch gesagt... meine Schultern sind voll. Dieses Jahr geht nichts mehr.

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mark793 - Donnerstag, 1. Dezember 2005, 11:45
Ich hab mir das Tagebuchschreiben ja auch nicht dauerhaft angewöhnen können - aus Gründen, die denen von Frau Ariadne ziemlich ähneln. Bisweilen bedaure ich das. Kann ja manchmal ganz hilfreich sein, nachzugucken, na, wie hab ich das denn damals gesehen/empfunden?

Für den Rest der Welt könnte das aber tatsächlich manchen Schocker parat haben. Meine Frau hat mir Jahre später mal aus ihren Tagebüchern vorgelesen, was sie seinerzeit zu unserer Erstbegegnung notiert hatte. Sinngemäß: "Im Fernseh-Ressort macht grad der frühere Kompagnon meines Chefredakteurs Urlaubsvertretung. Er ist Mitte 30 - und so sieht er auch aus..."

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eins60 - Donnerstag, 9. Februar 2006, 11:10
Klobrand
Nein!!! Tu es auch in zehn Jahren nicht! Schmeiss lieber alle Bücher in eine Kiste, kleb sie zu und verbanne sie auf den Dachboden.
Vor 11 Jahren habe ich ein Tagebuch im Klo verbrannt. Ganz sicher wollte ich gehen, dass nichts davon übrig bleibt, da mir die Einträge bei späterer Durchsicht Schamesröte ins Gesicht trieben und ich das Mädchen, was da schrieb, einfach schrecklich fand.

Doch nicht nur, dass es äußerst mühselig war, die einzelnen Seiten rauszureißen, anzuzünden, dafür zu sorgen, dass sie nicht aus der Schüssel fallen UND zum richtigen Zeitpunkt zu spülen - ich bereue inzwischen wirklich, dass es nicht mehr da ist.
Und meiner Mutter den Brandgeruch auf der Toilette zu erklären - das war schräger als jede Zeile in diesem Buch.
Grüße
Emma

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kid37 - Donnerstag, 9. Februar 2006, 12:36
Die Kiste wird dick versiegelt, und nur alle sieben Jahre geöffnet. So mache ich das. Interessant aber, daß Sie sich selbst auch so fremd gegenüberstanden. Insofern ist Tagebuchrückschau wirklich Schwerstarbeit, aber bestimmt auch erhellend. In zwanzig Jahren werdenn wir allerdings Schwierigkeiten haben, für alte Blogbeiträge eine Klospülung zu finden.

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eins60 - Donnerstag, 9. Februar 2006, 16:45
Eine Menge Selbstmitleid, Schönrederei, Pseudophilosophie und Welthass schwappte da durch die Seiten - komisch, wenn man sich selbst unsympathisch findet. Auch wenn dieses Ich Jahre zurück liegt. Allerdings ist man als Teenager/Anfang Twen eben doch noch in ganz anderen Sphären unterwegs.

Das stimmt - eine Internet-Klospülung wird schwer zu finden sein ... und der Deleteknopf ist deutlich undramatischer.

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kid37 - Mittwoch, 18. Juli 2007, 23:31
Nachtrag
Gerade entdeckt, klingt sehr interessant: das Tagwerke-Blog.

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ladys smock - Donnerstag, 19. Juli 2007, 00:58
gute Textbeispiele von suna und miagolare, womit Sie auch schon auf Ihrer Liste stehen!
Somit arbeitet Saturn langsam in die bessere Richtung. Bei mir stellt er sich auch plötzlich als Glücksbringer dar! Ich verzeihe ihm langsam. Also:
Geben wir ihm noch ein halbes Jahr.

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kid37 - Donnerstag, 19. Juli 2007, 18:14
Ich glaube, ein paar Prüfungen hat er noch. Aber langsam gibt es auch Bewegung. Dieser bleierne Hemmschuh.

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