Dienstag, 20. März 2012


The Last Goodbye

The Kills: The Last Goodbye.


Früher haben wir so etwas gemacht, nachts in den Fotoautomaten, auf dem Nachhauseweg von den dunklen Läden oder manchmal auch davor. Angetrunken vielleicht oder erwartungsvoll, müde meist von durchtanzten Nächten, dem langen Warten, dem Atmen von elektrisierter Luft, dem Schlurfen über dunkle, verlassene Supermarktparkplätze, als es nur darum ging, die Zeit herumzubringen, weil so viel davon da war. Weil überhaupt von allem so viel da war, von der Liebe war so viel da, von dem Hunger war so viel da, den Möglichkeiten, den Wegen und den Auswegen. Und Kraft war so viel da und vom Morgengrauen auch.

Früher haben wir uns nicht gefilmt dabei, aber nur, weil es technisch nicht so einfach ging. Die Schauspielerin und Regisseurin Samantha Morton hat es mit den Kills nachgestellt, es ist also nicht echt, aber es stimmt genau. Die Fäden, mit denen alles nach vorn gezogen und verwebt wird, haben etwas Loses bekommen, das Leben in den Säumen (der Nacht, der Straßen, der Rinnen, in denen man so treibt und in denen vieles nur so gesagt ist): etwas Sprachloses, etwas Lautloses. Bewegungsloses.

Früher war die Ratlosigkeit nur Übergang zwischen zwei Türen, von denen wirklich jede irgendwohin führte und selten nur ins immer wieder selbe Zimmer. Ich bin sehr müde jetzt, fasse mir nur noch selbst ins Haar, kratze aus dem Futter meiner Jacke verstreute Krümel, Kaugummipapier, Treibgut. Bin müde jetzt und etwas mutlos. Vier Bilder hat man in so einem Automaten. Letzter Blitz, heißt es. Aufstehen. Weitermachen.