Montag, 12. Juli 2010


Zum Abschluß




Am Sonntag war es zu heiß für irgendwas. Kein Windhauch, dazu ein tröpfelnder Regen, der für zusätzliche Luftfeuchtigkeit sorgte, so daß ich die Idee entwickelte, schnell noch zur Jahresausstellung der HfbK zu gehen, im Bemühen, diesen Zuständen zu entfliehen und kühlere hinter den dicken Mauern der Akademie erhoffend.

Draußen ein avantgardistisches Torwandschießen, Projekt Vierter Stern 2014 vielleicht. Drinnen die Bar, geplündert, geleert, entsoffen. Auf den Fluren ist es kühl, manche der Ateliers jedoch bullern vor Hitze, dazu kommen jene Räume, in denen die Luft vor Lösungsmitteln und anderen Ausdünstungen starrt.




Die angespannte Lage in der "Kulturstadt" Hamburg und rund um die Hochschule am Lerchenfeld (Boykott der Studiengebühren, Zwangsvollstreckung gegen einzelne Studenten) spiegelt sich in bissigen Kommentaren wie zahlreichen aufgeklebten Kuckuckssiegeln an den Türen der Prüfungsämter.




Wie es weiter geht, kann man für 50 Cts. aus der Hand lesen - leider fehlte aber hier gerade die Fachkraft, das Geld hätte mir locker gesessen. Im nächsten Flur gab es eine Honigsalbung per Hand, auch hier leider nur eingeschränkte Geschäftszeiten, mir wäre es ein Bedürfnis gewesen.




Und sonst? Vor lauter Netzwerken kommen die jungen Leute kaum noch zum Genitalmalen, was bleibt, sind ein Jägerzaun aus nach neuer Rechtschreibung Papppenissen, Verlockungen bloß hinterm Ofenrohr, dazu die ein oder andere zeigefreudige Skulptur, darunter die bereits sehr fertig wirkenden Arbeiten von Rebecca Thomas (in den Kommentaren) - für mich die stimmigste und überzeugendste Schau. Von Marius Schwarz kaufe ich ein kleines Fotobuch, Ich bin neu in der Hamburger Schule, gespickt mit Zitaten von Tocotronic bis PeterLicht. Auf 44 Stück limitiert, trägt meine Ausgabe die passende Nummer - es war wirklich die zuoberst liegende, ich denke mir das doch nicht aus.




Natürlich stellte sich hier und da die übliche Frage "Ist das Kunst oder kann das weg?", im Zweifel bin ich natürlich immer für die Kunst. Hier zum Beispiel eine akzidentelle Installation, von Künstlern und Publikum zu einem sinnbildhaften Ensemble vereinigt. Das was leer ist und gewesen, was Freude war und Klage erst am Morgen.




So stapft man unschuldig irrend durch den Schnee, blinden Waisen in Schreckstarre gleich. Danach dann Endspiel. Der alte Beckett wieder. Weggeknüppelte Beine.